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Der Kaufmann Heinrich Hirsch und dessen Ehefrau Rosalia, geb.
Löwenstein hatten acht Kinder: Johanna (*1887), Friedrich Jakob (*1888),
Thekla (*1890), Leopold (*1893), Ernst Ludwig (*1894), Alira (*1896),
Richard (*1898) und Eduard (*1899). (Günter Reich,
Die Juden in den Orten der Verbandsgemeinde Eich/Rhh.)
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Nach einer Aufstellung
der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sind vier (bzw. drei,
s.u.) Mitglieder der Familie Hirsch
umgekommen (*). Außerdem hat die Familie noch den Verlust von
mindestens einer Schwiegertochter zu beklagen.
Umgekommen in
den Konzentrationslagern (oder auf andere Weise) sind Heinrich, Richard und Friedrich Hirsch. Alira
ist noch als Baby gestorben, und Rosalia Hirsch bereits 1934
verstorben, so dass überlebt haben: Johanna, Thekla (?), Leopold,
Ernst Ludwig und Eduard.
Johanna emigrierte zusammen mit ihrem Mann 1939 von Rotterdam aus in
die USA. Die obligatorische (lebensrettende) Bürgschaft, die von den amerikanischen
Einwanderungsbehörde verlangt wurde, konnte ihnen Johannas Bruder
Leopold gewähren, der sich bereits seit 1937 in den USA befand.
(Die Emigrationsgeschichte von Ida Johanna und Leopold
Hirsch ist in Bearbeitung. Es stehen noch Antworten aus den USA aus.)
Johanna kam es später zu, die Yad Vashem-Fragebögen
auszufüllen, mit denen sie ihrem ermordeten Vater und Brüdern in der
„Gedenkstätte der Märtyrer und Helden" einen ewigen Erinnerungsplatz
verschafft hat. Dafür müsste man ihr selbst ein
ehrendes Andenken bewahren. Sie wählte dazu den 28. Mai 1970.
Es war der Tag ihres 83. Geburtstages als sie die Erinnerung an die
damaligen Ereignisse in Gimbsheim wachrief, dort, wo sie 50 Jahre gelebt
hatte. |
Richard Hirsch |
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Vierzig Jahre sind nach dem Ausfüllen der Fragebögen vergangen.
Noch heute ist man
ergriffen, wenn Ida Greif (das ist Johanna) schreibt, dass ihre "liebe
Mutter" am "gebrochenen Herzen" gestorben sei, nachdem man ihr den Sohn
Richard fortgenommen habe, dem es doch zugedacht war, auf die
"geliebten, lieben Eltern" Acht zu geben und auch der Vater am 16. Oktober 1942 in Theresienstadt
ermordet ("gased")
wurde. (folg. Dokument anklicken) -
Richard Hirsch wurde 45 Jahre alt. Nach den frühen
Inhaftierungen im Konzentrationslager Osthofen flüchtete er zu seiner
Schwester nach Mainz. Später folgte er mit seiner Frau seinen
Schwiegereltern nach Amsterdam. Von dort wurde er dann mit der gesamten
Familie deportiert - Seine Lebensgeschichte kann bis zu seinem Tod fast
lückenlos nachgezeichnet werden. Eine Darstellung erfolgt demnächst an
dieser Stelle.
Oder wie sie
Ende 1938, inzwischen in den USA, nach langer Zeit wieder ein
Lebenszeichen ihres Bruders Friedrich erhielt, als dieser die Familie
seiner Schwester ersuchte, ihm und seiner Frau Paula bei der Ausreise in
die USA zu helfen ("OH, I did not even see him. He talked to my husband
and I do not know more"). Beim Schicksal der Familie ist es ohne Belang,
dass Rosalia Hirsch in Yad Vasehm als Opfer
des Holocaust geführt, obwohl sie bereits 1934 in Gimbsheim an einer
Krankheit verstarb
und auf dem jüdischen Friedhof in Alsheim beerdigt wurde ("perished im
Jahr 1934 in Alsheim, Deutsches Reich", heißt es dort fälschlicherweise).
Ida Johanna Greif schrieb diese Zeilen 1970. Wie wurden
das Schicksal der Familie bei uns aufgenommen? Bei Arnsberg (Die jüdischen Gemeinden in Hessen, 1. Band,
S. 264) heißt es 1971: "Heinrich Hirsch
wurde mit 86 Jahren noch deportiert (1938 konnte er sich nicht
entschließen, mit Tochter und Schwiegersohn auszuwandern, weil 'er
noch Außenstände einkassieren musste') und kam in Theresienstadt
um". Taktgefühl, ganz zu schweigen Mitleid, waren für den Informanten
offensichtlich ein Fremdwort. Was soll uns dieser Halbsatz suggerieren?
Von Ernst Ludwig, der Medizin studiert und in Gimbsheim in den
1920er Jahren als Arzt gewirkt hatte, ist wohl verbürgt, dass er auf einem
Auswandererschiff, das Flüchtlinge von Danzig nach Palästina
beförderte, ebenfalls als Arzt tätig war. Ebenso arbeitete er später als
Mediziner in Jerusalem und betreute im 2. Weltkrieg
als Angehöriger der Royal Army Kriegsgefangene im süditalienischen Bari.
(Paul Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen, 1. Band)
Ernst Ludwig Hirsch lebte in den 20er Jahren einige
Zeit in Mannheim. Aus dieser Zeit stammt ein unehelicher Sohn, der von
Pflegeeltern großgezogen, später der Résistance angehörte.
* Zur
Ermittlung weiterer Opfer, die in Gimbsheim geboren sind oder dort
gelebt haben, ist darüber hinaus das "Gedenkbuch des Bundesarchivs für
die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland
(1933-1945)" heranzuziehen. Verzeichnet sind die jüdischen
Opfer. (Für Gimbsheim sind zumindest noch zwei weitere jüdisches Opfer
bekannt und eine weitere nicht jüdische Person, die wahrscheinlich im KZ
bzw. im Ghetto umgekommen sind.)
hier klicken
(Quelle: The Central Database of Shoah Victims' Names)
zu weiteren Opfern des Holocaust - bitte
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