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Erich Graf hat über Jahrzehnte für viele
rheinhessische Gemeinden gemalt und gezeichnet. Zu seinen Lebzeiten galt
der Spruch: Der Graf von Gimbsheim macht Rheinhessen bunt.
In vielen Weinkellern, Weinprobierstuben und
Kelterhäusern seiner rheinhessischen Wahlheimat war er der Mann, der -
und das in der tatsächlichen Bedeutung des Wortes - "kilometerlang
Weinphilosophie und -stimmung in Wort und Bild in immer neuen
Variationen festhielt".
Erich Graf, ein
rheinhessischer Heimatkünstler?
Das wäre zu kurz gegriffen. Ein Heimatkünstler
aus Rheinhessen kommt der Sache schon näher. Das künstlerische
Wirken Erich Grafs umfasst eine Zeitspanne von mehr als sechzig Jahren.
In dieser Zeit sind hunderte von Bildern, Zeichnungen, Schildern,
bemalten Gegenständen etc. entstanden. Dutzende von Fassaden und
Innenräume öffentlicher und privater Gebäude wurden von ihm mit Bildern
und Schriften ausgestaltet. Die erste Phase seines Lebens verbrachte Erich
Graf in Westfalen bis er zu Beginn der 1960er Jahre mit seiner Familie
nach Rheinhessen verzog. Hier entfaltete sich zwar eindeutig das
Schwergewicht seiner künstlerischen Aktivitäten, ohne aber mit seinen
Arbeiten auf seine Wahlheimat beschränkt zu bleiben.
Das künstlerisches
Spektrum Erich Grafs ist facettenreich und reicht von der
Bleistiftzeichnung bis zu großformatigen Gemälden auf Putz oder
Leinwand. Auch in anderen künstlerischen Techniken, wie der
Holzschnitzerei und dem
Modellieren, entwickelte er Fertigkeiten. Die Heimatverbundenheit mit
ihren geschichtlichen und religiösen Traditionen spiegelt sich in seinen
Werken ebenso wider wie die Zuneigung zu ihren Bewohnern, zur Landschaft
und Natur.
Der Mensch
Diejenigen, die Erich Graf kannten, werden ihn als einen lebensfrohen,
optimistischen Menschen in Erinnerung haben. Entsprechend seiner
Lebenseinstellung schuf er für sich und für die, die ihn schätzten in
seinen großen und kleinen Kunstwerken eine idealisierte Welt in bunten
Farben. Das Leitmotiv seiner Arbeit war, das in Kunst umzusetzen, was er
liebte und ihn interessierte und was seine Mitmenschen sich von ihm
wünschten. Zwei kleine in seinem künstlerischen Schaffen eher beiläufig
entstandene Werke zeigen seine Lebenseinstellung. Er zeichnete die
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nicht als Ruine wie wir sie kennen,
sondern so wie er sie noch in Berlin gesehen hat, unzerstört. Und ein
Bild einer idyllischen Kirchenruine seiner rheinhessischen Heimat versah
er mit einem Kreuz, obgleich es dort schon lange nicht mehr existierte.
Tauchen Sie ein in die Welt der Heimatkunst, als deren Vertreter Erich
Graf handwerkliches Geschick und künstlerisches Talent mit
unverkennbarer Handschrift zu verbinden wusste.
Das künstlerische Wirken von Erich Graf
erstreckt sich über mehr als sechs Jahrzehnte.
Von Jugend an war Erich Graf lernfreudig und vielen
künstlerischen Techniken aufgeschlossen. Schon in seiner Lehrzeit
verbrachte er den Feierabend oft in der Werkstatt mit Farb- und
Malexperimenten und übte sich im Schreiben verschiedener
Schriftarten. Seinen ersten großen „Auftrag“
erhielt er 1942 noch als Lehrling, als ihm auf eigene Initiative hin
erlaubt wurde, die Eingangshalle des St. Antonius Krankenhauses in
Kirchhellen malerisch auszugestalten. (siehe auch unter
Kirchhellen)
Erich Graf schuf Aquarelle, Bleistift- und
Federzeichnungen, konnte aber auch großflächige Gemälde in Öl, Leim-
oder Acrylfarben auf beliebigen Untergründen erstellen. Er arbeitete
Bilder reliefartig aus feuchtem Putz heraus oder schnitzte sie in
Holz. Er schrieb mit Feder und mit Pinsel, gleich ob es auf einem
Blatt Papier, einem Plakat oder einem die Straße überspannenden
Transparent war.
Aber ganz gleich welchem
Thema er sich auch zuwandte, welche Technik er dabei anwendete und
auf welche Weise er seine Aufgaben ausführte, seine Handschrift war
stets unverkennbar.
Auch thematisch war
er sehr vielseitig. Landschaften, Tiere und historische Szenerien
malte er besonders gerne. Später verknüpfte er sie mit Motiven
seiner rheinhessischen Wahlheimat. Erich Graf bereitete seine Werke
gewissenhaft vor, bevor er sie fertigte. Er las sich intensiv in
Bedeutung und Geschichte ein, fertigte Entwürfe und skizzierte seine
Ideen bis er sie dann zielstrebig mit gekonnten Pinselstrichen
vollendete. Seine Herangehensweise wurde von einem Beobachter einmal
So beschrieben: Der Bezug zur Geschichte ist Grundlage des Wirkens
von Erich Graf. Eigene Ideen oder Vorschläge werden mit Kohle
skizziert und dann zu einem harmonischen Bild ausgemalt. Seine
Motive gleichen sich kaum.
Die erste Hälfte seines Lebens
verbrachte er, unterbrochen von Krieg und Gefangenschaft, in seiner
Heimat Westfalen. Anfang der sechziger
Jahre zog er mit seiner Familie nach Rheinhessen, wo sie seit 1964
in Gimbsheim ihren Wohnsitz hat. Von da an begann für sein Schaffen
die fruchtbarste Zeit: Das neue Umfeld, der Rhein, der Wein, die
rheinhessische Lebensart inspirierten den Menschen und Künstler
gleichermaßen. Er war ein kontaktfreudiger und geselliger Mensch,
der sich gerne dort aufhielt, wo sich Menschen treffen, miteinander
reden und feiern. Viele werden ihn ob dieser Art als einen
freundlichen und meist gutgelaunten Menschen in Erinnerung haben. In
seiner bescheidenen Art gebärdete er sich nicht als „Künstler“.
Erich Graf um ein Bild, eine Zeichnung oder um die künstlerische
Gestaltung von Alltagsgegenständen oder Räumlichkeiten zu bitten,
musste deshalb keinem schwer fallen. Die Tür zu seiner Werkstatt
stand allen offen. Natürlich kam ihm dabei auch zu Gute, dass er auf
Grund seiner Vielseitigkeit und seines Könnens in seiner heimischen
Umgebung praktisch konkurrenzlos war. So sind zu dieser Zeit in
Rheinhessen und darüber hinaus unzählige große und kleine Kunstwerke
entstanden.
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