Erich Graf wurde am 26. Mai
1925 in Bottrop geboren. Einige Zeit später zogen
seine Eltern in das nahegelegene Kirchhellen (heute ein
Stadtteil von Bottrop), wo Erich seine Kindheit und Jugend verbrachte. Sein Talent zeigte sich
früh. Das auslösende Moment war wohl, als sein Vater Josef seinem Sohn
ein Pferd auf der Schultafel vorzeichnete und dieser dann versuchte,
es nachzuzeichnen. Da
nach dem frühen Tod des Vaters kein Geld übrig war, um auch noch Zeichenpapier
oder gar Buntstifte zu kaufen, hat Erich, nachdem die Schiefertafel ausgedient hatte,
mit Feder oder Bleistift auf alte Papiertüten gemalt, die seine Mutter
für ihn zurechtgeschnitten hatte. Einem glücklichen Umstand ist es
zu verdanken, dass einige dieser Frühwerke erhalten geblieben sind.
Das
Zeichnen und Malen ließ Erich von nun an nicht mehr los. Nach dem
Tod seines Vaters hatte er aber zunächst keinen Förderer mehr. Im
Gegenteil. Sein künstlerisches Talent wurde in der Schule nicht
recht gewürdigt. Als Erich wieder einmal auf eine Zeichnung eine ihn
nicht zufriedenstellende Note erhielt, übergab er das Bild
seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Willi, der darauf ein Schuljahr
später eine "eins" bekam. Die Situation änderte sich gegen Ende, als
ein neuer, jüngerer Lehrer an die Schule kam, der selbst eine
künstlerische Ader hatte. Er betrachtete die Malkünste des Schülers
wohlwollend und verabredete sich sogar gelegentlich mit ihm an
Sonntagen in der Kirchhellener Heide zum Zeichnen in der freien
Natur.
Erich im Alter von ca. 6 und ca. 16 Jahren
Nach der Schule trat Erich eine Lehre beim Kirchhellener
Malerbetrieb Joseph Xanten an. Sein Meister schenkte ihm Weihnachten
1939 den ersten Farbkasten. Bis dahin hatte dem Jungen nur
die Schulutensilien Bleistift und Feder zur Verfügung gestanden.1940 wurde Xanten zur Wehrmacht eingezogen
und Erich musste seine Lehre im Malerbetrieb Franz Vosselmann
fortsetzen, worüber er nicht sehr glücklich war. Erich fühlte sich mit
seinen künstlerischen Ambitionen von seinem neuen
Lehrherrn, der auch bedeutend älter als Xanten war, nicht
hinreichend angenommen. Andererseits hinderte Franz Vosselmann den
eifrigen und strebsamen Jungen aber auch nicht daran, dass dieser nach Feierabend und nachdem die Werkstatt aufgeräumt
war, dort die alten Malerzeitschriften
studierte, Maltechniken ausprobierte und sich im Schreiben von
Schriften übte. Für Erich war das die einzige Möglichkeit, sich
weiterzubilden. In der der beengten häuslichen Umgebung, in der er
mit seiner Mutter und drei weiteren jüngeren Geschwistern lebte,
wäre das nicht möglich gewesen. Die Fertigkeiten, die er hierbei erwarb, sollten ihm
ein ganzes Leben lang von Nutzen sein. So sicher und schnell wie Erich
Graf Plakate, Transparente und Wände aus der Hand heraus und nur mit
ein paar Linien zur Orientierung beschriftete, gab es in seinen
Wirkungsbereichen keinen zweiten.
Durch Fleiß, Ausdauer und Beharrungsvermögen entwickelte der
Lehrling
sein Talent so weit, dass er nur noch auf eine Gelegenheit warten
musste, sein malerisches Können für alle sichtbar unter Beweis zu
stellen. Diese war gekommen, als die Firma Vosselmann den Auftrag
erhielt, die Eingangshalle des örtlichen St.
Antonius-Krankenhauses neu zu streichen. Erich sah seine Chance
und "bekniete" seinen Lehrherrn so lange, bis dieser ihm nach
anfänglichem Widerstand gestattete, es war 1942, eine lebensgroße Madonna
auf
einer Mondsichel thronend in die Eingangshalle des katholischen
Krankenhauses zu malen. Als der Chefarzt, so ist überliefert, vor den Augen
des Meisters und der umstehenden Nonnen das Werk des jungen
Künstlers begutachtend die Treppe hinauf schritt und sich mit der
von dem Jüngling so lieblich gemalten Mutter Gottes auf Augenhöhe
befand, rief er aus: "Man könnte meinen, man sei im Himmel
angelangt." Damit hatte Erich noch vor Abschluss seiner Lehrzeit
sein Gesellenstück abgeliefert. Das Gemälde im Antonius-Krankenhaus
fiel Mitte der 1960er Jahre einem Neubau des Krankenhauses
zum Opfer. Fotografien, zumindest im öffentlichen Besitz, existieren
nicht. Was bleibt, ist eine Skizze Erich Grafs, die er später einmal
aus der Erinnerung heraus angefertigt hat.
Nachdem Erich seine Lehre 1943 abgeschlossen hatte, wurde er
bald darauf
eingezogen. Erst 1948 sollte
er in die Heimat zurückkehren können.
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Die Zeichnungen stammen aus den Jahren
1936 und 1937.
Erich untertitelte sie mit "Am Morgen" und "Mein Vater".
Ein Werk Erich Grafs aus den 1950er Jahren.
Es befindet sich in der Diele eines Bauernhofes in Kirchhellen.
Der Hl. Leonhard wird als Schutzpatron der Tiere verehrt.
Der Hinweis
auf das Gemälde ist Franziska
Janknecht aus Kirchhellen zu verdanken,
die auch die Fotografie angefertigt hat.
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